Der Mitmensch

Oh, da wird wieder mal ein Problem an mich herangetragen und ich soll dazu Stellung nehmen.
Eigentlich hab ich überhaupt keine Zeit und Lust schon mal erst recht nicht. So zwischen Tür und Angel die Angelegenheiten eigentlich doch fremder Menschen zu überdenken ist ja auch nicht jedermanns Geschmack.
Trotzdem.... mir haben auch schon unsagbar viele Ohren zugehört und mir damit geholfen. Wie oft habe ich gerade nach einem Gespräch weiter sehen können und wieder Lösungen gefunden, an die ich vorher gar nicht gedacht habe.
Ich werde also meinen Beitrag für eine lebenswerte Welt auch heute wieder leisten!

Da ist zum Beispiel das Kind, das Schwierigkeiten in Mathe hat! Dem kann ich helfen, Mathe hatte ich selbst mal in der Schule, das Fach hat mir gelegen und in den letzten 60 Jahren haben sich die Formeln auch nicht verändert. Außerdem haben meine Kinder vor Mathearbeiten immer ,,Hilfe Mama" gerufen, also bin ich hier fit.

Der junge Mann von nebenan  erzählt mir vom Ende seines Studiums und seinen Bewerbungsversuchen. Ihn kann ich ebenfalls verstehen, liegen doch die Bewerbungsphasen meiner Kinder auch noch nicht allzu lange zurück und damit verbunden selbstverständlich auch sämtliche Vorstellungsgespräche. Hier kann ich ein paar Tips landen, die wesentlich zu seiner Entspannung beitragen.
Doch was sage ich dem Menschen, der mir anvertraut, dass seine Frau im Krankenhaus liegt und auf eine Operation wartet. Wenn ich auch nur ein wenig Mitgefühl aufbringe, ist es mit einem kurzen ,,Blabla" am Wegesrand nicht getan. Hier weiß ich aus eigener Erfahrung, dass jedes unvorsichtige Wort momentan großen Schaden bei ihm anrichten kann, denn dieser arme Mensch hat zur Zeit eine riesengroße seelische Wunde. Seine Sorgen fressen an ihm, und ausgerechnet mich hat er sich für das jetzige Gespräch ausgesucht. Weiter gehen, mit den Worten ,,das wird schon!", ist einfach zu lapidar und vor allem richtig feige.
Selbstverständlich wird er nach der Operation sehen, dass seine Frau wieder gesunden wird, aber er ist eben gerade jetzt auf mich gestoßen und wartet....ja worauf eigentlich? Auf ein wenig Mitgefühl  und die Gewissheit, dass er sich für einen kurzen Moment an einen anderen Menschen anlehnen kann.  Vor allem aber sehnt er sich danach, dass sich seine Hoffnungen erfüllen.
Hier kann ich zwar nicht allzu viel beitragen, aber ein wenig helfen kann ich trotzdem.
Ich nehme ihn in den Arm und knuffel ihn.

Wenn Worte nicht von Wert sind und in die Banalität abzugleiten drohen, hilft menschliche Wärme in Zeiten großer Verzweiflung immer.

Denkt daran, seid nicht feige und stellt Euch. Gebt etwas von Eurer Kraft ab, das wird Euch tausendfach  vergolten.

                   MAKE THE WORLD NICE AGAIN       😊🌻

     
                       Niemand auf der Welt sollte einsam sein!

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